Wir haben uns mit der Expertin für Organisationsentwicklung, Beate Teschner unterhalten und gefragt was Inhaberinnen und Inhaber von Friseur- und Coiffeursalons von anderen Branchen lernen können. In diesem Beitrag erfährst du die 5 größten Fehler die Salons bei der Mitarbeitersuche machen, was sich die letzten Jahre im Recruiting verändert hat und wie du als Salon zum Traumarbeitgeber wirst.
– redaktionellen Beitrag
Beate Teschner: Gründerin und Inhaberin von Corpus2
Beate Teschner von Corpus 2 begleitet Firmen, die sich als besonders attraktive Arbeitgeber in ihrer Branche und Region positionieren wollen. Sie hat ein Bachelorstudium mit Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie und über 20 Jahre Erfahrung in der Organisationsentwicklung für kleineren und mittelständische Unternehmen. Damit bringt sie genau die Erfahrung mit, die Friseur- und Coiffeursalons brauchen. Sie ist Referentin bei Unternehmensverbänden wie auch Arbeitgebervereinen und leitet jedes Jahr Gruppenprogramme zur Mitarbeitergewinnung.

Beate Teschner; was sind aus deiner Sicht die 5 größten Fehler, die Friseure oder Coiffeure bei der Mitarbeitersuche machen?
- Meiner Ansicht nach besteht ein großer Fehler darin, dass die Ausgangslage nicht richtig oder vollständig analysieren wird. Viele Saloninhaber und Saloninhaberinnen denken vermutlich, sie sprechen nur diejenigen an, die aktiv nach einem Job suchen. Doch das ist nur ein Teil der Zielgruppe. Unserer Erfahrung nach besteht bei den wechselbereiten Mitarbeitenden, die in einem anderen Salon arbeiten aber unzufrieden sind, ein genauso hohes Potenzial.
- Zweitens. Viele Friseur- und Coiffeursalons machen sich keine, oder definitiv zu wenig Gedanken über die Motive ihrer zukünftigen Mitarbeitenden. Nur wenn ich weiß, was sie bewegt, kann ich sie natürlich auch emotional erreichen. Dafür muss ich erste herausfinden welche Schmerzpunkte und Wünsche die potenziellen neuen Mitarbeitenden haben. Aber natürlich muss auch ich als Arbeitgeber genau wissen, wer zu mir passt und wer nicht.
- Das bringt uns auch gleich zum nächsten Punkt. Viele Saloninhaber glauben, sie müssen jeden einstellen der sich bewirbt. Oft hören wir Aussagen wie: «Bei diesem Fachkräftemangel bewerben sich so wenige, da muss ich doch einfach nehmen, was ich bekomme.» Das ist ein trügerischer Fehlschluss und eine katastrophale Haltung. Jeder der einmal toxische Mitarbeiter im Team hatte, weiß, was ich meine. Das Team leidet, die Motivation sinkt und die Team-Dynamik verschlechtert sich. Letztendlich trennt man sich wieder und die Mitarbeitersuche beginnt von vorne. Im schlimmsten Fall verliert man auch noch vorher zufriedene und treue Mitarbeitende.
- Ein weiterer wichtiger Punkt. Der verwechselbare Auftritt des Salons wie alle anderen. Wenn dann die Karriereseite auch noch dürftig aufgebaut und die Stellenanzeige mit jeder anderen ausgetauscht werden kann, ist das Interesse auch schnell weg. Egal über welche Quelle die Interessenten dann kommen – der Salon wird dann zur zweiten oder dritten Wahl – leider uninteressant. Das nächste bessere Angebot ist ja nur einen Klick entfernt.
- Der letzte und vielleicht wichtigste Punkt: Mitarbeitersuche ohne System. Das führt dann zu Aussagen wie: «Wir haben alles probiert, um Mitarbeiter zu finden, doch nichts hat funktioniert. Social-Media auch nicht.» Das passiert aus meiner Sicht immer dann, wenn Saloninhaber und -Inhaberinnen die richtige Reihenfolge der Aktivitäten außer Acht lassen. Sie probieren ständig was Neues aus, in der Hoffnung, dass es diesmal klappt. Wird es leider nicht, wenn die Basics fehlen. Auf ein Haus ohne Fundament und Mauern kann kein Dach gebaut werden.
Was hat sich aus deiner Sicht bei der Mitarbeitergewinnung verändert im Vergleich zu früher (10-20 Jahre). Warum sind einige Salons erfolgreicher darin als andere?
Früher funktionierte die Mitarbeitersuche wie der Einkauf im gut sortierten Supermarkt. Vor dem Regal stellte sich nur eine Frage: Wofür soll ich mich entscheiden? In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, gab es schlichtweg viele Menschen die aktiv auf Jobsuche waren. Diese Zeiten sind längst vorbei.
Heute funktioniert die Mitarbeitergewinnung wie das Marketing eines Unternehmens. Die potenziellen Bewerber sind die Kunden und das Produkt der Salon respektive der neue Arbeitsplatz. Salons die heutzutage erfolgreich Mitarbeiter gewinnen, wissen ganz genau, für wen und warum sie das «Perfekt Match» sind. Und ganz wichtig – sie treten den Beweis an. Sie behaupten nicht nur, ein toller Salon und Arbeitgeber zu sein, sie beweisen es auch. Frei nach dem Motto: «Zeigen und nicht nur labern.»
Wer also heute noch so rekrutiert wie früher, steht morgen schon bald allein im Salon.
Wie unterscheidet sich die Herangehensweise bei den jeweiligen Zielgruppen innerhalb der verschiedenen Generationen. Stichwort Positionierung und Stellenausschreibung für: Generation X, Millennials (Generation Y), Generation Z?
Eine sehr gute Frage. Für jede einzelne zu besetzende Stelle gibt es verschiedene Zielgruppen. Wenn ich z. B. als Salon nach Coiffeur/-euse (m/w/d) oder Friseur-/in suche, muss ich zuerst überlegen welche Zielgruppe ich erreichen möchte. Das können, wie du bereits erwähnt hast, die Generationen sein. Also die Millennials, Gen Z, Gen X oder sogar auch noch die Babyboomer.
Wenn ich mich dann für eine Generation entschieden habe, gilt es tiefer einzutauchen. Das Zauberwort heißt hier «Zielgruppenverständnis». Babyboomer haben andere Bedürfnisse und Wünsche als die Gen Z. Die gewonnenen Erkenntnisse zu den vielversprechendsten oder der vom Salon gewünschten Zielgruppe sollte dann in die Stellenanzeige hineinfließen. Damit meine ich die Stellenausschreibung mit WOW-Faktor auf der eigenen Karriereseite.
Extrem spezifisch sollten dann die Job-Postings und Kanäle ausgewählt werden. Hier können z.B. die Social-Media-Postings mit einer guten Hook (Aufhänger) spezifisch auf die verschiedenen Zielgruppen aufbereitet und ausgerichtet werden. Niemand hindert dich daran eine Serie von Beiträgen respektive verschiedene Kampagne zu entwerfen, die auf die jeweiligen Zielgruppen ausgerichtet sind. Das ist eine komfortable Ausgangssituation, die sich sonst nur Marketing-Profis zu nutzen machen.
Hast du 5 Tipps für unserer Community, wie ich als Friseur- oder Coiffeursalon zum Traumarbeitgeber werden kann?
Das ist einfach 😊 Fang immer innen an und geh dann nach außen.
- Behalte im Kopf: Ein Großteil deiner Zielgruppe hat schon einen Job. Sie suchen eher selten aktiv und aus eigenem Antrieb heraus einen neuen Arbeitgeber. Nach einer Langzeitstudie von Xing sind ca. 37% der Beschäftigten offen für einen Job- oder Arbeitgeberwechsel. Hier hast du mit einer emotionalen Ansprache also gute Chancen auf dich aufmerksam zu machen und Interesse zu wecken.
- Finde heraus, wer und aus welchem Grund jemand zu deinem Salon passt. Beachte auch hier die Bedürfnisse und bis zu einem bestimmten Grad auch die Wünsche deiner bestehenden Mitarbeitenden. So findest du das perfekte Match, was zu deinem Salon und Team passt.
- Kreiere eine außergewöhnliche Stellenanzeige mit WOW-Faktor die begeistert. Achte dabei auch besonders darauf, keine Hürden aufzubauen.
- Sorge für eine ansprechende Karriereseite, die deinen Wunschmitarbeitern Einblicke hinter die Salon-Kulissen gewährt. Sie soll zudem die unverwechselbare Salon-Persönlichkeit und Philosophie transportieren. Beantworte hier auch vorab alle möglichen Fragen, die deine zukünftigen Mitarbeitenden im Kopf haben könnten oder interessiert.
- Erst wenn die Punkte 1-4 stehen, lässt du die Welt wissen, was für ein klasse Salon und Arbeitgeber du bist. Erzeuge nun Aufmerksamkeit und Interesse. Das geht z.B. sehr gut auf der größten Show-Bühne der Welt: Social-Media. Verknüpfe und ergänze diese mit weiteren Aktivitäten.
Wie helft ihr als Experten z. B. Unternehmen dabei zum Traumarbeitgeber zu werden?
In den 20 Jahren im Umfeld der Organisationsentwicklung haben wir von Corpus2 schon vieles ausprobiert und einiges an Erkenntnissen gewonnen was gut funktioniert und was weniger. Natürlich ist dies von Branche zu Branche immer individuell und anders. Dennoch konnten wir auf Grundlagen dieser Erfahrungen zwei Programme auf die Beine stellen die Unternehmen dabei helfen zum Traumarbeitgeber zu werden.
Das ist auf der einen Seite ein engmaschiges Mentoring-Programm für diejenigen die mehr Begleitung benötigen und auf der anderen Seite eine Community, die sich gegenseitig in diesem Themenfeld unterstützt:
1:1 ONLINE MENTORING-PROGRAMM
In diesem Online-Programm begleiten wir Unternehmen eng und intensiv auf ihrem Weg zum Traumarbeitgeber. Gemeinsam erstellen wir hier eine Stellenanzeige mit WOW-Effekt, überarbeiten zusammen die Karriereseite und helfen dabei Traffic für ihr Job-Angebot zu generieren.
Wunscharbeitgeber Community
Für Inhaberinnen und Inhaber von kleineren Firmen und Betrieben, die sich selbst um die Mitarbeitergewinnung kümmern wollen, haben wir eine Wunscharbeitgeber-Community aufgebaut, die sich gegenseitig unterstützt und von den Erfahrungen der jeweiligen anderen profitieren kann.
Liebe Beate. Vielen Dank für das Interview. Hast du noch ein paar Schlussworte für uns?
Ja klar. Vielleicht denken viele jetzt. Was für ein Aufwand. Ich suche doch nur 1-2 Mitarbeitende. Wäre es nicht eine gute Idee einfach einen Dienstleister anzuheuern, der 2 Bewerber in 14 Tagen garantiert und gut ist?
Klar, kann man machen. Du möchtest aber bestimmt echte Wunschmitarbeiter, oder? Die absolut Richtigen halt und nicht nur irgendwelche die zum Vorstellungstermin vorgeschickt werden. Nur die, welche deine Werte und deine Salon-Philosophie teilen. Denn das sind diejenigen, die deinen Betrieb auf lange Sicht nach vorne treiben.
Stimmt schon. Es bedeutet erst mal Aufwand, sich als Traumarbeitgeber zu positionieren. Das ist nicht in 4 Wochen erledigt. Es ist ein nachhaltiger Prozess, der Schritt für Schritt durchlaufen werden muss. Das bedeutet viel Arbeit, sich mit dem Salon, der Positionierung und der Zielsetzung zu beschäftigen. Doch es ist eine Investition in die Zukunft – die sich aus meiner Sicht jedoch auszahlt. Der Lohn dabei ist nicht nur das beste Team aller Zeiten, du hast auch die Chance eine Warteliste aufzubauen mit Initialbewerbungen von Friseuren und Coiffeuren die unbedingt nur bei dir arbeiten wollen.
Vorbei sind dann die Zeiten, wo du aufgrund des Fachkräftemangels jeden anstellen musstest, der sich bei dir bewirbt. Vorbei sind die Zeiten wo du dich nicht traust bei bestehenden Mitarbeitenden konstruktive Kritik zu üben aus Angst diese zu verlieren. Und vorbei sind auch die Zeiten, wo du und dein Team überlastet sind und nur noch kurz vor Feierabend gute Laune aufkommt.
Warum wir von der Friseur- und Coiffeur-Plattform hairinspo über Beate Teschner von Corpus2 berichten?
Die Branche ist voll von talentierten Persönlichkeiten und innovativen Dienstleistern, die mit kreativen Ideen und hilfreichen Konzepten den Alltag von Coiffeur- und Friseursalons erleichtern. Diese Vielfalt und Kreativität ist beeindruckend und bietet ein enormes Potenzial. Leider stellen wir immer wieder fest, dass der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Branche und unter den Akteuren oft zu kurz kommt.
Das ist eine Herausforderung, die angegangen werden muss.
Wir von hairinspo glauben fest daran, dass echte Veränderungen und eine nachhaltige Stärkung nur durch gemeinsames Handeln und Supporten möglich sind. Nur wenn wir beginnen, einander zu unterstützen und miteinander zu arbeiten, können wir eine positive Entwicklung und Veränderung herbeiführen und somit die ganze Branche als Ganzes nachhaltig stärken und weiterentwickeln.
Unser Ziel von hairinspo als Friseur- und Coiffeur-Plattform
Darum haben wir uns als unabhängige Such-Plattform zum Ziel gesetzt, die gesamte Friseur- & Coiffeur-Branche auf einer Plattform zu vereinen – von Salons und Stylisten über Verbände bis hin zu Haar-Marken und Dienstleistern.
Es geht darum, eine Gemeinschaft und Community zu schaffen, die durch Zusammenarbeit und Austausch voneinander profitiert und die Branche insgesamt stärkt. Durch die Förderung eines stärkeren Zusammenhalts und die Nutzung digitaler Möglichkeiten kann die ganze Branche nicht nur ihre Dienstleistungen verbessern, sondern auch ihre Relevanz und Attraktivität in einer sich ständig wandelnden Welt sicherstellen.
Gemeinsam für eine stärkere Friseur- und Coiffeur-Branche
Die Plattform soll als zentraler Knotenpunkt dienen, um die Digitalisierung und Vernetzung innerhalb der Branche voranzutreiben.
Das übergeordnete Ziel ist es, den „schönsten Beruf der Welt“ zu stärken und weiterzuentwickeln. Indem Friseure, Coiffeure, Salons und andere Branchenakteure zusammenarbeiten, statt gegeneinander zu konkurrenzieren.
Lasst uns also gemeinsam dafür sorgen, dass wir als Einheit agieren – miteinander statt gegeneinander. Denn in einer vernetzten Welt ist Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg. Zusammen können wir die Beauty-Branche auf das nächste Level heben, ihr die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient und so von einem kollektiven Wissens- und Erfahrungsaustausch profitieren.
Wie kamen wir auf Beate Teschner von Corpus2?
Wir sind durch den Schönsein-Club von Annemarie Graf auf Beate Teschner aufmerksam geworden. Dort hat sie für die Mitglieder des Clubs einen Vortrag gehalten, wie Mitarbeitergewinnung heute geht und was alles dafür geleistet werden muss. Ihre Erkenntnisse decken sich auch mit unserer Erfahrung wie du Mitarbeiter für deinen Coiffeur- oder Friseursalon findest. Dies wollten wir unserer Community nicht vorenthalten und denken, dass ihre Insights und Erfahrungen einen Mehrwert für alle bieten.
Du möchtest auch einen redaktionellen Beitrag über dich und deine Dienstleistung?
Hast du ebenfalls eine innovative Dienstleistung, kreative Ideen oder hilfreiche Konzepte von denen andere Coiffeure, Friseure, Dienstleister oder Endkunden erfahren müssen? Dann kontaktiere uns für einen kostenlosen, redaktionellen Beitrag auf unserer Plattform. Alle Beiträge werden zusätzlich noch auf unseren Social-Media-Kanälen veröffentlicht.
Erstellt am 03.10.2024
Zuletzt aktualisiert am: 03.10.2024